Sonoro Platinum Automatic EAS im Test: Hörfreuden ohne Spaßbremse
Wenn ein Plattenspieler für 700 Euro Pickup, Lift, Vorverstärker und digitale Schnittstellen bietet, vermutet jeder irgendwo Hemmschwellen für den Hörspaß. Die suchten wir beim Sonoro Platinum Automatic EAS vergeblich.

Erfolgsgeschichten, vor allem aus dem deutschen Wirtschaftsleben, sind ein wenig rar geworden in den letzten Jahren. Und doch gibt es sie. Ein Beispiel ist die Firma Sonoro mit Sitz in Neuss, die sich mit Audiogeräten „erdacht, gestaltet, entwickelt und perfektioniert in Deutschland“ sowie prog...
Erfolgsgeschichten, vor allem aus dem deutschen Wirtschaftsleben, sind ein wenig rar geworden in den letzten Jahren. Und doch gibt es sie. Ein Beispiel ist die Firma Sonoro mit Sitz in Neuss, die sich mit Audiogeräten „erdacht, gestaltet, entwickelt und perfektioniert in Deutschland“ sowie programmatisch-selbstbewussten Modellnamen wie „Meisterstück“ zu einem Vollsortimenter gemausert hat. Und in den bezahlbaren Preisklassen für reichlich Furore sorgt.
Die Niederrheiner haben inzwischen schon drei Plattenspieler im Programm, benannt nach dem Edelmetall Platin. Zwischen den Modellen Platinum (siehe auch stereoplay 02/2021, um 600 Euro) und Platinum SE (siehe auch AUDIO 04/2022, um 800 Euro) platzieren sie nun den Platinum Automatic EAS für 700 Euro, dessen Auftritt die Redaktion nach den hervorragenden Ergebnissen der Brüder mit Spannung erwartete.

Alle drei Platinum-Familienmitglieder haben einen Phonovorverstärker gleich mit an Bord. Den Entzerrer-Vorverstärker kann jeder Platinum-Besitzer mit einem einfachen Schieberegler auf der Rückseite aktivieren.
Und wo dieser praktische Helfer gleich unter dem schicken schwarz oder weiß lieferbaren Chassis untergebracht ist, kann man seine im Frequenzgang begradigten und auf Line-Level gelupften Signale gleich auch in digitale Zahlenreihen umwandeln. Einen solchen Analog-Digital-Wandler liefert Sonoro beim Platinum-Trio jeweils mit. So kann auch der Automatic EAS drahtlos via Bluetooth mit entsprechend gerüsteten Aktivboxen oder Verstärkern kommunizieren. Was bei Distanzen bis etwa sieben Meter tadellos funktioniert, auch das vorab nötige „Pairing“ geht flott von der Hand. Apropos: An der beigelegten Bedienungsanleitung kann sich mancher Mitbewerber eine Scheibe abschneiden. Laut Hersteller kann der Plattenspieler bis zu acht Bluetooth-Geräte speichern. Dabei unterstützt er auch den hochwertigen Codec aptX HD. Lob!

Und auch dem Überspielen analoger Schätze auf digitale Speichermedien steht zumindest theoretisch nichts dem Spaß im Wege. Denn eine USB-B-Schnittstelle sorgt für problemlosen Verkehr zwischen den Welten per Universal Serial Bus. Wer jetzt meint, diese Digitalfähigkeiten erkauften die Neusser dadurch, dass man im Analogen spart, sieht sich angenehm getäuscht.
Zumindest beim klangentscheidenden Tonabnehmer. Denn an die abnehmbare Headshell des S-förmigen Tonarms hat Sonoro den Moving-Magnet-Abtaster 2M Red von Ortofon montiert. Ein zigtausendfach bewährtes Arbeitstier, solo etwa 100 Euro teuer. Er hat sich zu einem Standard in der gehobenen Einsteigsklasse entwickelt und wird immer wieder gern auch vom Autor empfohlen, wenn es gilt, einen preisgünstigen Plattenspieler entsprechend aufzurüsten. Und in der Tat bewährte sich das 2M Red einmal mehr auch im Messlabor: 110 µ Tiefenabtastfähigkeit sind mal ein Wort.


Doch nicht alles ohne Fehl
Weniger gut schlug sich zumindest beim Testexemplar beispielsweise der A/D-Wandler: Kann das Ortofon locker die mit gemeinsten Bässen geschnittenen Maxi-Singles meistern, würden deren Pegel den A/D-Wandler übersteuern und die Bässe verzerren, so der Tadel des Labors. Wer also Maxi-Schätze aus den 1980er-Jahren mit dem Sonoro Platinum Automatic EAS digitalisieren will, sollte vorab die Probe aufs Exempel machen.
Aber der Spieler hat ja noch ein echtes Luxus-Detail im Plus-Köcher. Das Wort „Automatic“ in der Typenbezeichnung weist in etwa darauf hin: Ein motorisierter Lift hebt und senkt den Arm. An diesen Komfort kann man sich schnell gewöhnen. Auch an den Startvorgang, der den Tester zunächst an seinen Fähigkeiten, dem harten Netzschalter und der Wirkung des griffigen Geschwindigkeitsschalter zweifeln ließ. Alles korrekt eingestellt, will der Arm erst – die lobend erwähnte Bedienungsanleitung erklärt das auf Seite 22 – in die Nähe der Platte geführt werden. Dann beginnt der mit einer Gummimatte bedämpfte Aludruckguss-Teller zu drehen, angetrieben über Flachriemen von einem optoelektronisch kontrollierten Synchronmotor. Die Nadel wird daraufhin mit dem Lift in die Einlaufrille gesenkt. Am Ende der Auslaufrille hebt die Abschalt-Automatik den Arm nach einigen Gedenksekunden von selbst hoch. Dann gilt es, den Arm von Hand zurückzuführen.
Ein Vorgang, den der Autor in seinem Hörtest vielfach exerzierte. Das lag nicht allein daran, dass der neue Sonoro ja mit Kabel und mit Bluetooth, mit eingebautem Phonoverstärker und ohne abgehört werden wollte. Sondern vor allem daran, dass der Sonoro Platinum Automatic EAS – trotz einiger dann nachträglich am Testgerät ermittelten kleiner Mängel im Messtechnischen – auch richtig Hörfreuden bereitete. Seine Komfort- und Digital-Features verdarben definitiv nicht den analogen Spaß.

Segen auf allen Wegen
Zum Beispiel auf dem Bluetooth-Weg, den wir natürlich mit Thomas Dolbys „Golden Age Of Wireless“ beschritten. Die rasanten E-Drums zum Beispiel, die „Flying North“ antrieben, entwickelten beachtliche Schubkraft. Der direkte Vergleich mit dem analogen Weg über den eingebauten Phono-Pre offenbarte dann auch nur minimale Unterschiede. Die kehlige Stimme von Cammie Beverly wirkte per Kabel etwas körperlicher, während Bluetooth ihr noch ein wenig mehr Temperament mitgab.
Doch dann wollte die Jury den „absoluten“ Fähigkeiten des Plattenspielers im Teamplay mit seinem Tonabnehmer auf den Grund gehen. Also Phonoverstärker „off“ und den für solche Fälle immer wieder gern herangezogenen vielseitigen Vorverstärker Clearaudio Balance Reference in den Signalweg eingeschliffen. Für audiophile Gemüter ein wahrer Segen, denn jetzt konnte das Team Sonoro/Ortofon so richtig zeigen, was in ihm steckte. Auf der zarten Seite wusste es sogar mit sensibler Klaviermusik wie den Nocturnes von John Field zu überzeugen. Da wogte viel nächtlicher Zauber über dem Klanggeschehen, obwohl der Flügel sehr stabil stand.
Und auch das Drumset von Phil Collins stürzte nicht ein, als der hiebfeste Sänger den programmierten Kollegen Computer mit Brachialeinsatz in „Mama“ ersetzte. Und das diabolische Lachen ließ die Hörjury fast schon ein wenig selig mitgrinsen. Karl Ratzers megacooler Jazz-Blues erdete dann den psychotischen Trip wieder mit schön ausgewogenen Details.
Wie gut sind die Messwerte des Sonoro Platinum Autoamtic EAS?
Der Sonoro erreicht solide, wenn auch besten Laufwerken leicht unterlegene Werte für Gleichlauf und Rumpeln (0,23 % bzw. 67 dB, jeweils bewertet). Das Gleichlauftonspektrum zeigt, dass die Absolutdrehzahl nahezu perfekt passt, die Spitze ist aufgrund einer leichten Tonhöhenschwankung aufgeweitet. Im Rumpelspektrum fällt mit Messschallplatte (rot) und Messkoppler (blau) eine Spitze bei 213 Hz auf – das ist eine Brummfrequenz, die vom Motor herrührt. Die Übersteuerungsfestigkeit des 16-Bit-USB-Wandlers beträgt +3 dB (DIN); „heiß“ geschnittene Maxis könnten im Bass verzerren.


Fazit
Der Sonoro Platinum Automatic EAS erwies sich als würdiges Mitglied des Platinum-Trios. Für 700 Euro bietet er ein üppiges Ausstattungspaket, das aber nicht auf Kosten der Klangqualität geht. Der Komfort-Spieler offenbarte messtechnisch zwar kleine Macken, die sich aber bei reichlich bereiteten Hörfreuden nicht als Spaßbremsen erwiesen.

Technische Daten
Vollbild an/ausTestmuster | Sonoro Platinum Automatic EAS |
---|---|
Listenpreis (UVP) | 699 Euro (inklusive Tonabnehmer Ortofon 2M Red) |
Garantie | 2 Jahre |
KONTAKT | |
Vertrieb | sonoro audio GmbH, Neuss |
Internet | www.sonoro.com |
Telefon | +49 2131 8834141 |
ABMESSUNGEN UND GEWICHT | |
Maße (B×H×T) | 42,3 × 12,5 × 34,5 cm |
Gewicht | 5,2 kg |
AUSSTATTUNG | |
Antrieb | Riemen |
Geschwindigkeiten | 33 & 45 |
Phono Out | ✔ |
Phono Pre | ✔ |
Ausgänge | Cinch |
Arm höhenverstellbar | ✔ |
Füße höhenverstellbar | ✔ |
Pitch-Regelung | ✘ |
Vollautomat | Halbautomat |
Endabschaltung | ✘ |
Besonderheiten | Bluetooth aptX HD, USB |
Wer wir sind und wie wir testen
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