JBL Tour One M3 getestet: Premium-Kopfhörer mit All Inclusive
Mit den Tour One M3 legt JBL sein neues Kopfhörer-Flaggschiff auf den Tisch und packt alles rein, was technisch möglich ist. Der Sound ist druckvoll, wenn auch etwas basslastig. Also alles richtig gemacht? Fast, ein paar Kleinigkeiten müssen wir bemängeln. Welche das sind, zeigt der Test.

Die Tour One M3 wurden Anfang 2025 auf der CES vorgestellt, JBL spricht von seinem "bisher leistungsfähigsten Over-Ear" und "einem Hörerlebnis der Spitzenklasse". Auch preislich sind die M3 weit oben angesiedelt, ab dem 15. April 2025 sind sie in den Farben Schwarz, Latte und B...
Die Tour One M3 wurden Anfang 2025 auf der CES vorgestellt, JBL spricht von seinem "bisher leistungsfähigsten Over-Ear" und "einem Hörerlebnis der Spitzenklasse". Auch preislich sind die M3 weit oben angesiedelt, ab dem 15. April 2025 sind sie in den Farben Schwarz, Latte und Blau für 349,99 Euro (ohne Bluetooth-Transmitter) oder 399,99 Euro (mit Transmitter) erhältlich. Das sind stolze Preise wenn man bedenkt, dass Sonys XM5 (zum Test) für 300 Euro zu haben sind und Boses Quiet Comfort Ultra (zum Test) schon für 330 Euro gesehen wurden. Sennheisers Momentum 4 Wireless (zum Test) gibt es sogar für 270 Euro. Die genannten Modelle stehen allesamt in den Top 5 unserer Kopfhörer-Bestenliste. Können die Tour One M3 da heranreichen und den höheren Preis rechtfertigen?

Bluetooth-Transmitter Smart Tx als besonderes Extra
Was die JBL schon einmal voraus haben, ist der bereits erwähnte Bluetooth-Transmitter, den der Hersteller Smart Tx nennt. Dabei handelt es sich um ein streichholzschachtelgroßes Gerät aus schwarzem Kunststoff, mit zwei USB-C-Buchsen (eine zum Aufladen, die andere für die Verbindung) und einem Touchscreen. Es ermöglicht eine kabellose Verbindung zu analogen und digitalen Audioquellen wie TV, PC oder Inflight-Entertainment-Systemen. Daher gehören auch ein Flugzeugadapter und ein Klinke-auf-USB-C-Kabel zum Lieferumfang. Der Vorteil des Smart Tx besteht nicht nur darin, dass man beliebige Audio-Quellen ohne Paring verbinden kann, sondern auch in der Stabilität und niedrigen Latenz der Verbindung zwischen Kopfhörer und Transmitter, weil JBL den modernen LE-Standard für die Übertragung nutzt.
Smart Tx hat ein eigenes Touch-Display zur Steuerung fast aller Kopfhörerfunktionen und EQ-Einstellungen. Über den Touchscreen kann der Smart Tx als Sender für Bluetooth Auracast aktiviert werden und somit Audiosignale gleichzeitig an mehrere empfangsfähige Geräte senden.


Besonders reisetauglich
Bereits der Name "Tour" macht deutlich, dass sich die Tour One M3 an Musikfans richten, die gerne unterwegs Musik genießen möchten. Die Voraussetzungen sind gegeben. Die Tour One M3 sind mit 280 Gramm relativ leicht und der Bügel ist einklappbar, sodass die Over-Ears kompakt gefaltet werden können. Das mitgelieferte Etui besteht aus einem nylonähnlichen Kunstmaterial, das mit seiner glatten Oberfläche schnell und unauffällig in Rucksack oder Tasche verschwindet. Innen ist es standesgemäß mit einem samtartigen Stoff verkleidet.
Ohrkissen und Kopfbügel sind mit weichem Kunstleder überzogen und bieten einen exzellenten Tragekomfort. Die uns zum Test vorliegende Farbvariante Latte schimmert in einem eleganten Bronzeton, auch Haptik und Verarbeitung sind sehr gut. Beim Design sehen wir aber noch Luft nach oben, denn der Kopfhörer wirkt mit seinen vielen Tasten, den vielen Scharnieren und der abgesetzten Kopfpolsterung zu kleinteilig und unruhig. Es gibt zu viele Einzelelemente, die das Gehäuse unterbrechen. Die genannten Top-Modelle von Sony und Bose wirken organischer und mehr wie aus einem Guss. Das ist zwar Kritik auf höchsten Niveau, aber wir sprechen hier auch über 350-Euro-Kopfhörer.

Gelungene Bedienung
Die Over-Ears werden mit einer Mischung aus Tasten und Touch bedient, was in der Praxis sehr gut funktioniert. Über die Lautstärkewippe auf der rechten Ohrmuschel kann man die Lautstärke regulieren, mit dem Schieberegler und der Extra-Taste rechts schaltet man die Kopfhörer ein und wechselt zwischen ANC und Transparenzmodus. Über Tipper auf die Ohrmuschel wird dagegen die Musik gesteuert, außerdem kann man Anrufe annehmen oder einen Sprachassistenten aufrufen. Zu bemängeln gibt es hier nur die rudimentären Anpassungsmöglichkeiten der Steuerung - Hersteller wie Samsung oder Sennheiser geben sich flexibler.


Fetter Sound mit bassigem Grundton
Der JBL Tour One M3 ist mit neu entwickelten 40-mm-Treibern ausgestattet, die schon beim ersten Hören großes Potential erkennen lassen. Der Klang in der Grundeinstellung ist für unseren Geschmack aber zu warm und basslastig, was auf Kosten der feinen Auflösung in den Höhen geht. Uns fehlt hier die das letzte Quantum Präzision in den Höhen.
Das kann man aber problemlos aus den Tour One M3 herausholen, wenn man den Klang mit Hilfe des 12-Band-Equalizers (und separaten Balance-Einstellungen für das linke und rechte Ohr) individuell anpasst. Wem das zu kompliziert ist, der nutzt den Hörtest Personi-Fi 3.0 in der JBL-App, um ein individuelles Klangprofil erstellen zu lassen.

ANC und Transparenzmodus top
Mit einer mittleren Dämpfung von 24 dB zeigt zeigen die Tour One M3 bei der Geräuschunterdrückung eine top Leistung, stärker als die Momentum 4 und auch Sonys XM5, sogar Boses Quiet Comfort Ultra müssen sich mit 22 dB geschlagen geben. Ein Blick auf das ANC-Diagramm zeigt auch, dass JBL ausgewogen dämpft und auch die tiefen Frequenzen sehr gut neutralisiert. Wir gehen daher so weit und sagen, dass die Tour One M3 mit die beste Geräuschunterdrückung in ihrer Klasse bieten.
Und damit nicht genug, die Ingenieure haben auch bei der Transparenzfunktion einen top Job gemacht. Es stört kein Grundton, die Umgebung wird akustisch genau so durchgeleitet, wie man sie ohne Kopfhörer wahrnehmen würde - genau so wünschen wir uns das. Der dritte Modi "TalkThru" verstärkt Stimmen ganz leicht, einen großen Unterschied zur Transparenzfunktion ("Ambient Aware") haben wir nicht wahrgenommen.

JBL-App lässt kaum Wünsche offen
Es klang zwischen den Zeilen bereits durch, dass die JBL-App viele Einstellungen und Features zu bieten hat. Der Hersteller bettet sie in ein übersichtliches Interface ein, das man intuitiv versteht. Hier kann man die Trageerkennung oder Smart Talk ein- oder ausschalten, bei letzterem wird die Musikwiedergabe automatisch pausiert und der TalkThru-Modus aktiviert, wenn der Kopfhörer Gespräche/Stimmen in der Umgebung registriert. Das ANC und Transparenzmodus lassen sich hier stufenlos regeln. Auch 3D-Audio (JBL Spatial 360 Sound) lässt sich hier aktivieren, dabei hat man die Wahl zwischen deaktiviertem und aktiviertem Headtracking, was sehr gut umgesetzt ist.

Connectivity/Codecs: Außer AptX alles dabei
Die Codec-Unterstützung ist sehr gut. Man könnte monieren, dass Qualcomms aptX-Bibliothek nicht unterstützt wird, aber es gibt keinen Grund dafür, weil damit keine funktionalen Einschränkungen verbunden sind. Über LDAC ist HiRes-Audio problemlos möglich (und macht klanglich einen Unterschied!) und mit Bluetooth LE (inklusive LC3-Codec) und Auracast ist man zukunftsfest aufgestellt. Bluetooth wird in Version 5.3 unterstützt.
Einziger Kritikpunkt: Wenn man LDAC aktiviert muss der Kopfhörer neu gestartet werden und viele Extras wie Spatial Audio funktionieren nicht mehr.
Kann man mit den JBL Tour One M3 gut telefonieren?
Die Qualität beim Telefonieren ist gut. Aber für Dauertelefonierer sind die Tour One M3 nicht die erste Wahl, weil die eigene Stimme etwas zu hell und etwas blechern übertragen wird - es fehlen Tiefe und Volumen, ein typischen Problem beim Telefonieren mit Kopfhörern, weil die Mikrofone nicht auf den Mund gerichtet werden können. Straßenlärm wird beim Telefonieren gut herausgefiltert, aber die Tour One M3 bewegen sich hier nur im Mittelfeld und kommen in einer belebten Umgebung mit vielen Stimmen im Hintergrund an ihre Grenzen. Boses Quiet Comfort Ultra bieten eine bessere Geräuschunterdrückung.
Beim Telefonieren kann man in der JBL-App die Funktion Voice Aware aktivieren, die die eigene Stimme während des Telefonierens verstärkt, um die Dämpfung der Kopfhörer auszugleichen. Dabei lässt sich die Verstärkung per Schieberegler stufenlos anpassen, was sehr gut funktioniert und noch einmal die Einstellungstiefe der JBL-App vor Augen führt. Außerdem kann man den Klang der Stimmen in beide Richtungen anpassen - das Preset "natürlich" ist dabei unsere erste Wahl .

Überragende Ausdauer
Mit ANC schaffen die Tour One M3 40 Stunden Musikwiedergabe, was ein exzellenter Wert ist. Die Kopfhörer lassen den Besitzer also auch bei längeren Reisen nicht im Stich. Sie bewegen sich damit auf dem gleichen Top-Niveau wie die Momentum 4 und liegen deutlich vor den XM5 und den Bose QC Ultra (24 Stunden). Wenn es doch mal knapp werden sollte, hilft eine Schnellladefunktion: 5 Minuten Nachladen reichen für erneute 5 Stunden Musikwiedergabe.
Fazit: Neue Nummer 1 bei Kopfhörern
Die JBL Tour One M3 legen einen fulminanten Start hin und erobern den ersten Platz in unserer Kopfhörer-Bestenliste. Eine Überraschung ist das nicht, es sind alle Features an Bord, die die ein Over-Ear-Kopfhörer momentan haben kann, gut zugänglich gemacht über eine moderne und vielseitige App. Der (optional erhältliche) Bluetooth-Transmitter liefert echten Mehrwert, indem er externe Audioquellen wie Flugzeug-Entertainment oder Computer ohne umständliches Koppeln zugänglich macht. Das für unseren Geschmack zu basslastige Klangbild ist schnell angepasst. Abzüge gibt es für die hohen Preise und das kleinteilige Design, das uns nicht hundertprozentig überzeugen konnte.
JBL Tour One M3 auf einen Blick
Vollbild an/ausJBL Tour One M3 | Technische Daten und Messwerte |
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Preis (Euro): | 399 |
GÖßE UND GEWICHT | |
Abmessungen Case (L x B x H in mm): | 230 x 190 x 60 |
Gewicht Kopfhörer/Case(Gramm): | 280/204 |
CONNECTIVITY | |
Bluetooth/Multipoint-Anbindung: | 5.3/+ |
Audio-Codecs: | SBC/AAC/LDAC/LC3 |
MESSWERTE | |
Ausdauer (h:mm): | 40:00 |
max. Lautstärke (dB): | 107 |
mittlere Dämpfung ohne ANC (dB)/mit ANC (dB): | 6/24 |
mittlere Dämpfung Voice Through (dB): | 0 |
SPRACHQUALITÄT TELEFONIE (Senden/Empfangen) | |
Klang (MOS/max. 5): | 2.6/3.6 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5): | 2.2 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5): | 1.7 |
JBL Tour One M3 Testergebnisse
Vollbild an/ausJBL Tour One M3 | Testergebnisse und Punkte |
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AUSDAUER (85) | 85 (überragend) |
AUSSTATTUNG (125) | 121 (überragend) |
Connectivity (10) | 8 (gut) |
Bedienung und Funktion (70) | 68 (überragend) |
Smartphone-App & Einstellungen (30) | 30 (überragend) |
Lieferumfang (15) | 15 (überragend) |
HANDHABUNG (75) | 62 (gut) |
Handlichkeit (50) | 43 (sehr gut) |
Tragekomfort | sehr gut |
Halt am Ohr | sehr gut |
Verarbeitungsqualität (25) | 19 (gut) |
MESSWERTE (215) | 191 (sehr gut) |
max. Lautstärke (30) | 27 (sehr gut) |
Geräuschdämpfung (50) | 46 (sehr gut) |
Dämpfung Voice Through (10) | 10 (überragend) |
Frequenzgang und Verzerrungen (8) | 6 (gut) |
Telefonieakustik (22) | 14 (gut) |
Klangurteil (95) | sehr gut (88) |
connect-URTEIL max. 500 | sehr gut (459) |