Huaweis Tri-Foldable Mate XT in der Hand: Smartphone und Tablet in einem Gerät
Mehr zum Thema: HuaweiMit dem Mate XT testet Huawei die Grenzen des technisch Machbaren aus. Es ist das erste in Serie produzierte Smartphone, mit zwei Scharnieren und drei Display-Segmenten. Aufgeklappt blickt man auf ein OLED mit 10,2 Zoll, zugeklappt trägt man einen 13 Millimeter dicken Klopper in der Tasche. Eine gute Idee oder ein Rohrkrepierer?

Auch dem Mobile World Congress 2025 hatte Huawei das Mate XT im Gepäck, das wir vor Ort ausprobieren konnten. Das Tri-Foldable wird in China seit dem Herbst 2024 verkauft und ist laut Hersteller ein riesiger Erfolg, trotz Preisen von umgerechnet 3.000 Euro. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben ...
Auch dem Mobile World Congress 2025 hatte Huawei das Mate XT im Gepäck, das wir vor Ort ausprobieren konnten. Das Tri-Foldable wird in China seit dem Herbst 2024 verkauft und ist laut Hersteller ein riesiger Erfolg, trotz Preisen von umgerechnet 3.000 Euro. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben mehr als 9 Millionen Vorbestellungen erhalten und kommt mit der Produktion nicht hinterher.
Es wird auch nach Deutschland kommen, ein Preispunkt von 3.499 Euro ist dann sehr wahrscheinlich - das ist zumindest die Zahl, die Huawei bei der internationalen Präsentation Mitte Februar in Kuala Lumpur genannt hat. Wann das Mate XT in Deutschland startet, ist allerdings noch offen.

Zugeklappt ein dicker Klopper
Wenn man das Mate XT in die Hand nimmt, fällt das hohe Gewicht unangenehm auf: 298 Gramm ziehen die Hand nach ein paar Minuten spürbar nach unten. Genauso problematisch sind die wuchtigen Abmessungen: Mit einer Dicke von 12,8 mm zugeklappt steckt man das Mate XT nicht so einfach in die Hosentasche.
Aufgeklappt ein ultrakompaktes Tablet
Entschädigt wird man aber, wenn man das Gerät auffaltet, dann hat man das Gefühl, ein ultrakompaktes Tablet in der Hand zu halten. Es ist dann nur noch 3,6 Millimeter dünn und liegt leicht in der Hand - denn im Vergleich mit einem Tablet ist das Gerät ein Fliegengewicht.
Das OLED hat die hohe Auflösung von 2.232 x 3.184 Pixel und ist mit einem Seitenverhältnis von 16:11 sehr Youtube- und generell videofreundlich. Die Filme werden fast bildschirmfüllend abgespielt - das ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Foldables wie Samsung Galaxy Fold 6, wo breite schwarze Ränder oben und unten bleiben. Diese Geräte sind im Gegenzug aber so durchoptimiert, dass die Falz, also die Knickstelle des OLED, kaum noch sichtbar ist. Das Mate XT kann diese nicht so gut verstecken und hängt hier nach unserer Einschätzung etwa zwei Generationen hinterher.

Haptik vom Feinsten
Die Anfassqualität ist exzellent, was zum einen der äußerst stabilen Scharnierkonstruktion geschuldet ist, die den Eindruck macht, auch nach einem Jahr noch wackelfrei zu arbeiten, zum anderen der gelungenen Materialwahl: Huawei verwendet eine gehärtete Aluminiumlegierung für den Rahmen und veganes Leder für die Rückseite, das sich sehr hochwertig anfühlt und zudem unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist. Etwas Sorgen machen wir uns allerdings mit Blick auf das empfindliche OLED, das an einer Knickstelle nach außen gewölbt ist und somit eine große Angriffsfläche für Kratzer bietet.
Im Gegensatz zu anderen Foldables hat das Mate XT keine IP-Zertifizierung, ist also nicht wasserfest. Alles andere wäre bei diesem neuen Formfaktor aber auch eine Überraschung gewesen.

Kamera top, Schwachpunkte Prozessor und Connectivity
Trotz der ultraflachen Abmessungen schafft es Huawei, ein Kamerasystem der Extraklasse einzubauen. Die Hauptkamera glänzt mit hoher Auflösung (50 Megapixel) und einer variablen Blende zwischen F1.4 und F4.0. Flankiert wird sie von einem Ultraweitwinkel und einem 5x Tele, das über eine Periskopkonstruktion realisiert wird. Wie Huawei es geschafft hat, die Linsen quer in diesem ultraflachen Gehäuse einzubauen, bleibt ein Geheimnis, es unterstreicht aber einmal mehr das technische Knowhow des chinesischen Herstellers. Das Kamerasystem haben wir nicht testen können, wir sind aber sicher, dass das die Bildqualität top sein wird - das bereits erhältliche Mate X6 (zum Test) macht es vor.
Die größten Schwachpunkte des Mate XT schlummern unter dem Display und sind der US-Sanktionspolitik geschuldet. Weil Huawei keine modernen Chips von Qualcomm oder MediaTek einkaufen darf, ist man gezwungen, auf eigene Lösungen zu setzen. Die werden zwar in einem atemberaubenden Tempo entwickelt, erreichen aber nicht die gleiche Performance wie ein Snapdragon der neuesten Generation. Den Kirin 9010 von Huawei-Tochter HiSilicon kennen wir bereits vom Pura 70 Pro. Er ist stark genug, um das System auch bei intensiver Nutzung flüssig und schnell zu betreiben, liegt in Benchmarks aber deutlich hinter den genannten Konkurrenten. Viel schwerer wiegt aber der Verzicht auf den modernen Mobilfunkstandard 5G, der in Deutschland immer wichtiger wird. Das ist ein großes Handicap.
Fazit: Das Tri-Foldable hat Zukunft
Mit dem Mate XT begründet Huawei eine neue Gerätekategorie, die ein riesiges Zukunftspotential hat. Der Mehrwert, den das große Display bietet, ist viel höher als bei den klassischen Foldables wie dem Galaxy Fold 6 von Samsung. Und für das erste serienreife Tri-Foldable ist das Mate XT erstaunlich gut gelungen, der Hype um das Gerät in China ist nachvollziehbar.
Aber für unseren Geschmack ist es noch zu dick und zu schwer, hier wird in den nächsten Jahren noch viel passieren. Erschwerend kommen die Huawei-typischen Einschränkungen bei Smartphones, die das Unternehmen in Europa verkauft: kein 5G und keine Google-Dienste. Der hohe Preis ist auch ein Stolperstein. Wer ganz früh dabei sein will, muss tief in die Tasche greifen.