Gigaset ME Pro im Test
Gigaset verzichtet beim ME Pro auf einen Lautsprecher. Ob das Telefonieren mit dem Smartphone trotzdem klappt, lesen Sie im Test.

Mit dem ME (Test) konnte Gigaset einen guten Einstand im Haifischbecken Smartphone-Markt feiern. Nun legt das deutsche Unternehmen mit dem Phablet ME Pro für 549 Euro eine Klasse weiter oben nach. Ob das schicke Teil eine echte Alternative zu den renommierten Herstellern ist, muss es im Test un...
Mit dem ME (Test) konnte Gigaset einen guten Einstand im Haifischbecken Smartphone-Markt feiern. Nun legt das deutsche Unternehmen mit dem Phablet ME Pro für 549 Euro eine Klasse weiter oben nach. Ob das schicke Teil eine echte Alternative zu den renommierten Herstellern ist, muss es im Test unter Beweis stellen.
Telefonieren über Knochenschall
Optisch gleichen sich die beiden Gigasets wie die sprichwörtlichen Eier - und das ist auch gut so, denn die Kombination aus an den Rändern sanft gewölbten Gorilla- Glas-Flächen und dem breiten Edelstahlrahmen sieht einfach todschick aus. Dazu passt die makellose Verarbeitung des Testmusters. Doch leider gehen die hochwertigen Materialien ganz schön auf die Phablet-Hüfte, und so bringt das ME Pro satte 195 Gramm auf die Waage. Da zudem die Oberflächen tendenziell eher rutschig sind, empfiehlt sich im Alltag ein fester Griff, damit das gute Stück nicht unbeabsichtigt auf dem Boden landet.
Gigaset hat wie beim ME auch beim ME Pro eine komplett geschlossene Front realisiert, so ist das Gerät auch ohne Zertifizierung recht gut gegen Staub geschützt. Dieses nahtlose Design wird unter anderem durch den Verzicht auf einen Telefonie- Lautsprecher möglich. Stattdessen setzt Gigaset auf Knochenschall-Technik. Vereinfacht gesagt wird die Glasoberfläche in Schwingung versetzt und die Informationen über den Schädelknochen direkt an das Innenohr weitergegeben.
In der Theorie sind so auch in lauter Umgebung problemlos Telefonate zu führen. In der Praxis ist der Klang beim Telefonieren mit dem ME Pro sehr dumpf und je nach Lage am Ohr auch leise. Wird die Lautstärke erhöht, vibriert das ganze Gerät und die Umgebung kann das Telefonat problemlos mitverfolgen. Das dürfte nicht wirklich im Sinne des Erfinders sein.
Starke Performance inklusive
Abseits davon hat das ME Pro neben seiner tollen Optik aber auch einige feine Zutaten an Bord. Gigaset hat seinem Topmodell ein 5,5 Zoll großes IPS-Display spendiert. Die Anzeige bietet Full-HD-Auflösung und zudem eine hohe Leuchtkraft von 430 cd/m2. So gerüstet dürfte es auch in heller Umgebung zu keinen Ableseproblemen kommen. Die Darstellung der Anzeige ist brillant und bringt die Inhalte des ME Pro sehr gut zur Geltung.

Für ein durch die Bank flottes Bedientempo sorgt die Qualcomm-Plattform MSM8994 mit einem 1,8 GHz schnellen Octa-Core-Prozessor. Dazu gesellen sich 3 GB Arbeitsspeicher und frei verfügbare 20,5 GB Nutzerspeicher. Letzterer lässt sich einfach und vor allem auch kostengünstig über einen Micro-SD-Speicherkartenslot erweitern. Wer auf den zusätzlichen Platz verzichtet, kann alternativ auch eine zweite Nano-SIM-Karte einsetzen.
Üppige Ausstattung
Doch nicht nur die sehr gute technische Basis überzeugt beim ME Pro, sondern auch die Ausstattung. In Sachen Connectivity und Schnittstellen gibt es keine Lücken zu entdecken. LTE CAT.6, ac-WLAN, Bluetooth 4.1 und sogar einen modernen, schnellen USB-C-Anschluss hat das Gigaset an Bord. Darüber hinaus gibt es eine Infrarotdiode samt passender App, um über das Phablet Video- und Audiogeräte zu bedienen. Auf der Rückseite sitzt ein Sensor, mit dem man seinen Puls oder die UV-Strahlung messen kann. Ebenfalls hinten ist zentral und griffgünstig unter der Kameralinse ein Fingerprintsensor platziert. Musste sich das ME hier noch Kritik gefallen lassen, arbeitete der Sensor beim ME Pro im Test recht zuverlässig und schnell.
Moderate Android-Anpassung
Bei der Benutzeroberfläche hat Gigaset nur rudimentär an das originale Google-System Hand angelegt und gab dem ME Pro lediglich eigene Icons und Schriften mit auf den Weg. Auf ein Hauptmenü verzichtet Gigaset, sämtliche Apps befinden sich auf den Startscreen-Ebenen, wo sie sich nach Gusto in Ordner gruppieren lassen. Insgesamt fehlen aber spannende Software-Features, um eine eigenständige Identität zu erzeugen und sich so im Kreis der großen Phablet- und Smartphone-Hersteller zu differenzieren. Zudem wird das ME Pro mit der veralteten Android-Version 5.1.1, ausgeliefert - in dieser Preisklasse darf man schon die aktuellste Variante erwarten; die soll immerhin per Update folgen.

Licht und Schatten im Labor
Angesichts des Akkus, der mit satten 4000 mAh Kapazität aufläuft, waren die Erwartungen an das ME Pro in der Disziplin Ausdauer natürlich recht groß. Das Gigaset-Phablet ließ sich dann auch nicht lumpen und lieferte mit knapp neun Stunden im Displaybetrieb eine sehr gute Vorstellung ab. Auch die Gesprächszeiten von über 31 Stunden im GSM- sowie knapp 19 Stunden im UMTS-Einsatz sind hervorragend. Ein dickes Lob hat sich das ME Pro hier auf jeden Fall verdient: Es gehört zu den Dauerläufern der mobilen Branche.
Weniger gut sieht es dagegen bei den restlichen Laborwerten aus. So konnte die Sende- und Empfangsqualität nur bei LTE überzeugen. Im UMTS- und GSM-Betrieb lieferte das ME Pro dagegen nur durchschnittliche Kost ab. Noch etwas schwächer fielen die Ergebnisse bei der Akustik aus, da Gigaset - wie bereits erwähnt - auf einen Lautsprecher für Telefonie verzichtet.
Durch die schwachen Vorstellungen bei Akustik und Empfang muss sich das ME Pro letztendlich hinter dem Geschwistermodell ME einordnen. Schade, denn das schicke Phablet hat zu einem fairen Preis einiges zu bieten.