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Musiksammlung

CDs rippen mit dBpoweramp

Rip-Tools, Dateiformate, Musikbibliotheken: stereoplay gibt Tipps zum Start der digitalen Musiksammlung und zeigt den Rip-Vorgang am Beispiel von dBpoweramp.

Autor: Marco Breddin • 16.10.2015 • ca. 7:00 Min

CDs rippen
CDs über Mac und Windows rippen
© Hersteller

Das Zauberwort heißt „AccurateRip“ und bezeichnet eine Software-Technologie, die sicherstellt, dass eine Audio-CD 1:1 fehlerfrei übertragen wird. Wie funktioniert das? Rip-Tools mit eingebauter AccurateRip-Funktion gleichen die Musikdaten bereits im Ausleseprozess mit einer On...

Das Zauberwort heißt „AccurateRip“ und bezeichnet eine Software-Technologie, die sicherstellt, dass eine Audio-CD 1:1 fehlerfrei übertragen wird. Wie funktioniert das? Rip-Tools mit eingebauter AccurateRip-Funktion gleichen die Musikdaten bereits im Ausleseprozess mit einer Online-Datenbank ab, die anhand einer Checksumme den Erfolg des Rips bestätigt. In der Accurate-Datenbank sind dazu unabhängige Daten-Rips gesammelt, die von ganz unterschiedlichen CD-Laufwerken aus aller Welt stammen. Denn jeder, der akkurat rippt, spendet zeitgleich Informationen.

Die Idee dahinter: Es gibt keine zwei identischen Laufwerke von exakter Güte, keine identischen CDs mit denselben Kratzern. Die Implementierung der laufwerkseigenen C2-Fehlerkorrektur ist zudem erfahrungsgemäß von ganz unterschiedlicher Qualität, was leider keine Versicherung für einen 100-Prozent-Rip darstellt.

Rippen mit dBPoweramp

Wir wollen uns die auf dem Markt erhältlichen Rip-Tools mit AccurateRip-Technologie zu Gemüte führen und später mit einem gewöhnlichen iTunes-Import vergleichen. Für Windows-Rechner existiert neben dem kostenlosen Exact Audio Copy aktuell nur noch dBpoweramp mit allerdings einer ausgesprochen breiten User-Basis.

Da EAC (Exact Audio Copy) mit seiner etwas verschachtelten Struktur und weniger Automatismen mehr Einarbeitungszeit erfordert, ziehen wir das Rip-Tool dBpoweramp des Herstellers Illustrate vo. Zudem werden alle Menüfunktionen auf einen Blick dargestellt – ohne das verschachtelte „Fensterchaos“ manch anderer Windows-Programme.

dBpoweramp CD Ripper
dBpoweramp kumuliert alle Funktionen in einem Fenster. Nach dem Rip signalisiert „Accurate“ den erfolgreichen Checksum-Abgleich. PerfectMeta sorgt für den Auto-Abgleich aller Meta-Ergebnisse.
© dBpoweramp

Nach dem wirklich zügigen Einlesen der CD erscheinen sofort die ermittelten Metadaten inklusive Cover. Auch die Lücken-Zeiten (Gap) werden korrekt angezeigt. dBpoweramp nimmt dazu einen cleveren Software-Algorithmus (PerfectMeta) zu Hilfe und fasst die Ergebnisse der vier Musikdatenbanken AMG, GD3, Music Brainz und freedb zu einem Eintrag zusammen. Auch CD-Text wird ausgewertet.

Lesetipp: Rip-Tools für PC und Mac im Vergleich

Im unteren Fensterbereich geht es an die Encoding-Einstellungen, hier kann zwischen den Formaten AIFF, Apple Lossless, FLAC, MP3, Wave und einem Test-Encoding gewählt werden. Das gleichzeitige Encodieren mehrerer Formate ist ebenso möglich. Auch das Zielverzeichnis und das „Naming“, also die individuelle Dateibenennung, wird hier angepasst.

Im rechten Bereich justieren wir das Kompressionslevel etwa für FLAC (L1 – L8) oder Bittiefe und Sample-Rate für AIFF etc. Als „Bonbon“ sind in dBpoweramp serienmäßig viele DSP-Filter integriert, die etwa das Pre-Emphasis einer HDCD berücksichtigen oder mehrere Prozessorkerne beschäftigen können. Auch das automatisierte Schreiben einer Meta- Datei oder Bereinigen von Stille ist so möglich.

Die DSP-Sektion erleichtert das Zusammenstellen von Aktionen, die auch im Batch (automatisch hintereinander) abgearbeitet werden. Für alle Einstellungen lässt sich ein dauerhaftes Profil hinterlegen. Im oberen Fensterteil erscheinen die wichtigsten Metatags albumübergreifend, so gelingt kurzerhand die Ergänzung um Komponist und Compilation.

Überraschend fällt das Ergebnis unseres Test-Rips aus. Wie unterschiedlich die Datenbanken Albuminformationen interpretieren, gibt dBpoweramp in einer vergleichenden Übersicht preis. Der Nutzer kann aber alle Einträge anpassen oder einzelne Datenbanken aus der Smart-Suche herausnehmen.

Musikdatenbanken

Je nach Anspruch eignen sich unterschiedliche Online-Datenbanken. Gracenote bzw. CDDB (Compact Disc Database) ist die bekannteste und älteste Musikdatenbank mit wahrscheinlich vollständigen Datensätzen. Nach einer Lizenzänderung im Jahre 2001 ist Gracenote jedoch nicht mehr kostenfrei verfügbar.

Music Brainz und freedb erblickten daraufhin als Community-getriebene Alternativen das Licht der Datenbank-Welt. Während Music Brainz Datensätze aus dem gesamten Netz zusammensucht und vergleicht, stellt freedb nur basale Informationen zur Verfügung, die zwar User-gepflegt, aber nicht immer verlässlich sind. Die professionell gepflegten Datenbanken GD3 und AMG (Allmusic) enthalten verlässlichere Datensätze, müssen jedoch kostenpflichtig implementiert werden.

Klassik taggen

Keine Datenbank ist perfekt. Es schleichen sich immer wieder Verwechslungsfehler ein: Insbesondere im Klassikbereich werden gerne Komponist und Interpret verwechselt. Ach, und da wäre noch der Album-Interpret. Ist dies etwa der Dirigent? Auch Opus, Tonart, Werk- und Satznummer gehören keinesfalls zu den Standard-Tags. Um eine individuelle Anpassung kommt man als Klassik-Fan wohl kaum herum. Notwendige Tags muss man eventuell sogar selbst anlegen. Im Falle von dBpoweramp können hierzu glücklicherweise Profile hinterlegt werden, die per Klick bereitstehen.

Sicheres Rippen

Wer ein dediziertes Rip-Tool verwendet, erwartet eine ausgereifte Fehlerkorrektur. Nicht selten sind zerkratzte CDs für jeden CD-Player unlesbar geworden und geliebte Musik nicht mehr abspielbar. Bis zu 250 singuläre C1-Fehler kann das Laufwerk selbst korrigieren, doch grobe Blockfehler werden bestenfalls noch interpoliert. Hier kommen sichere Rip-Modi mit C2-Fehlerkorrektur ins Spiel.

Neben dBpoweramp unterstützt auch XLD auf dem Mac die Auswertung von C2-Markern (C2 error pointers). Hierbei markiert das CD-Laufwerk grobe Block-Artefakte mit einem Pointer, um dem Rip-Tool das erneute Einlesen an exakter Position zu ermöglichen. Das spart Zeit. So muss das Laufwerk nicht „im Blindflug“ abtasten. Eine native Laufwerksunterstützung ist dafür allerdings unbedingte Voraussetzung.

XLD Ripper
Der XLD-Ripper bietet nicht nur diverse Secure-Modi mit automatischer Laufwerksdrosselung, sondern auch eine C2-Fehler-Abfrage.
© XLD

Weitere Funktionen wie die automatische Drosselung der CD-Rotation, das Aushebeln des laufwerkseigenen Zwischenspeichers und eine zusätzliche Sektor-Verifizierung führen zwar zu einem genaueren Rip-Ergebnis, kosten aber wieder mehr Zeit. Wer diese hat, bekommt gerade mit dem Mac-Ripper XLD ein sicheres Tool.

Albumcover hinzufügen

Ohne Albumcover scheint der gesamte Rip-Vorgang erfolglos gewesen zu sein. Jeder Netzwerk-Streamer ist in der Lage, diese anzuzeigen, ob in der App oder direkt auf dem Geräte-Display – das muss einfach stimmen. Doch muss das Cover unbedingt über das Rip-Tool gefunden werden?

Klares Nein. Musikverwaltungen, die kein Cover auf der Festplatte finden, greifen ohnehin auf Online-Datenbanken zu und ergänzen „Albumart“, wie beispielsweise iTunes es über Gracenote kann. Doch nicht in allen Fällen findet ein Streamer das begehrte Bild eines seltenen Albums, dafür ist das auf der Festplatte hinterlegte JPEG eine sichere Bank. XLD allerdings stellt den Benutzer hier vor eine nahezu unüberwindbare Hürde. Andere Rip-Tools zeigen sich dabei ähnlich unkooperativ, hier ist man besser mit seiner Musikverwaltung bedient.

XLD Coversuche
CD-Cover lassen sich oft nicht mit XLD implementieren, hierfür fordert das Programm einen Amazon Web Service Account.
© XLD

Das beste Musikformat

Welches Format schafft den besten Kompromiss aus günstigem Speicherbedarf, weitreichender Streaming-Kompatibilität und Klangqualität?

Wer seine Sammlung neu beginnt, sollte immer ein Lossless-Format wählen. Eine weitreichende Unterstützung bei Netzwerkplayern erfahren aktuell FLAC, ALAC und AIFF. Wobei FLAC und ALAC durch ihren einfachen Dateiaufbau zu den Streamingoptimierten Formaten zählen und zudem eine gewisse Kompression erreichen. Das klassische WAVE-Format fällt in den meisten Fällen für eine Streaming-Lösung aus, da es nur selten über proprietäre Lösungen (siehe Purist Audio Server) Metatag-fähig ist.

Lesetipp: Digitale Audioformate – DSD vs. PCM

Die DSD-Formate sind sicher eine Option für Platten-Rips, treiben aber den Festplattenbedarf enorm in die Höhe. Das PCM-basierte DXD hat den noch größeren Speicherhunger und wird dazu extrem selten durch Streamer (etwa Auralic Aries Mini) unterstützt. Dazu kommt es auf die Musikverwaltung an: iTunes kann nativ mit dem Metatag-Studioformat AIFF umgehen, braucht jedoch für die Verwaltung von FLAC-Dateien ein Plug-in wie Audirvana Plus.

Pure Vinyl
Channel D Pure Vinyl 4 spielt nicht nur LPs digital – metaphorisch genau inszeniert – sondern bietet nicht weniger als 65 Equalizer und Korrekturkurven in seiner Recording-Suite. Die Arbeitsweise ist non-destruktiv, angewandte Filter dürfen also immer rückgängig gemacht werden. Hinzu kommt eine native iTunes-Integration mit der Möglichkeit, passende Entzerrungskurven zu verlinken. Ein A/D-Vinyl-Rip ist in allen Auflösungen von 16 Bit/44 kHz bis sogar DSD möglich.
© WEKA stereoplay

Analog zu Digital

Eines der vielleicht spannendsten Themen ist die Digitalisierung analoger Musiksammlungen. Nicht nur Vinyl-, auch Schellackplatten oder Magnetbänder und Musikkassetten der Generation Hörspiel wachsen über die Zeit zu einzigartigen Tondokumenten von hohem ideellen Wert heran. Auch im Hinblick auf das Thema Datensicherung ist eine A/D-Wandlung alter Analog-Schätze eine Überlegung wert: ein Wohnungsbrand in Abwesenheit – und die Schallplattenschätze sind dahin.

Lesetipp: So digitalisieren Sie Ihre Schallplatten

Analoges Klanggut zu digitalisieren erfordert eine wichtige Entscheidung: Will man den zeitgemäßen Zustand konservieren oder aufpolieren? Digital ist vieles möglich, doch kann und darf das nostalgische Knistern auch als dokumentarisches „Zeitgut“ bewahrt werden. Software-Lösungen wie Pure Vinyl ermöglichen zudem einen widerruflichen Einsatz von Filtern.

Musik speichern

Festplatten werden zwar immer preiswerter, doch wachsen die Datensätze gerade mit den Anforderungen hochauflösender Formate rasant an. Auch im Hinblick auf Ausfallsicherheit ist man mit dem RAID-System einer NAS bestens beraten. Die Musikverwaltung muss nur einmalig verlinkt werden, um alle gerippten Dateien fortan immer automatisch auf die NAS zu sichern.

Lesetipp: NAS einrichten – So geht’s

iTunes: Aufwand versus Komfort

iTunes kann ebenso alle CDs rippen und mit Ausnahme der Formate FLAC und DSD mit meist korrekten Metadaten (Gracenote) importieren. Warum also ein spezielles Rip-Tool verwenden? Apples Musikverwaltung liest zudem auch schwierige, verkratzte CDs meist anstandslos mit relativ hoher Geschwindigkeit ein. iTunes verfügt jedoch weder über einen Abgleich zur AccurateRip-Datenbank, noch kann ein Klassik-Fan eigene Metatag-Profile hinterlegen, wie es etwa dBPoweramp ermöglicht.

iTunes ist zudem vollständig auf die C2-Interpolation des CD-Laufwerks angewiesen, was bei extrem verunreinigten CDs in seltenen Fällen auch zu unvollständigen Dateien führen kann, da das Laufwerk den Einlesevorgang einfach abbricht. Aber obwohl auch das Tagging (Genre) oft nachgearbeitet werden muss, muss man iTunes doch einen enormen Komfort attestieren und kombiniert mit Audirvana auch ein vollständiges Format-Spektrum. Wer die Zeit hat, sollte dennoch in dedizierte Rip-Lösungen investieren, die Früchte erntet man vor allem als Klassik-Sammler.